Das Plakat zur Ausstellung

 Expressionismus: bunte Bilder, kräftige Farben, scharfkantige Formen, idyllische Badeszenen und maskenhafte Porträts aus der Hand berühmter Künstler – was ist daran böse, traumatisch oder gar tabu? Heute werden diese Werke geschätzt und anerkannt, aber das war nicht immer so. In ihrer Entstehungszeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts galten diese Werke als provokant, skandalös und brachen mit der damaligen gesellschaftlich anerkannten akademischen Maltradition.

Die expressionistischen Künstler reagierten auf große gesellschaftliche Veränderungen: Industrialisierung, proletarisches Massenelend, Landflucht, Wohnungsnot, überfüllte Großstädte und ein gleichzeitiger Aufschwung durch technische Errungenschaften, Erfindungen und Fortschritt: z.B. Elektrizität, Automobile, Luftschiffe, Röntgenstrahlen und die Relativitätstheorie.

Alle drei Kunstgrundkurse der Einführungsphase am RBG unter der Leitung von Frau Lehmann, Frau Messelink und Frau Artmann machten sich gemeinsam mittags auf den Weg nach Bielefeld, um diese außergewöhnliche Expressionismusausstellung zu erkunden. Eingeteilt in jeweils vier kleinere Gruppen wurden sie durch das Nachmittagsprogramm geführt.

Im Foyer der Bielefelder Kunsthalle.

Unsere Schülerinnen und Schüler nahmen jeweils an einer einstündigen Führung durch die vielfältige Ausstellung teil. Die Stunde reichte nicht aus, um alles anzuschauen: Werke von Max Pechstein, Emil Nolde, Käthe Kollwitz, Ernst-Ludwig Kirchner, Otto Dix, Max Beckmann, Marianne von Werefkin und viele andere Künstler, deren Werke selten als Original öffentlich gezeigt werden und den meisten nur als Reproduktion bekannt sein dürften.

Es gab während der Führungen kleinere Aufgaben zu erfüllen, wie z.B. in kurzer Zeit Zeichnungen zu expressionistischen Porträts anzufertigen. Dazu erhielten die Schülerinnen und Schüler Klemmbretter, Papier und Bleistifte, um auf dem Boden sitzend vor dem Original zu zeichnen. Es galt ein strenges Fotoverbot in den Ausstellungsräumen und natürlich mussten wir immer einen Mindestabstand zu den Werken einhalten. Viele dieser Werke sind aus Privatbesitz entliehen worden und deshalb nur in dieser Ausstellung öffentlich zu sehen.

Im Anschluss an die Führung nahmen alle Schülerinnen und Schüler an Workshops teil, die das Thema „Druckerpressen und Farbwalzen“ hatten. Die Brücke-Künstler nutzten diese Techniken intensiv, um Plakate oder Einladungskarten zu drucken. Dabei erschien ihnen gerade die vereinfachende, teilweise vergröbernde Technik reizvoll, um ausdrucksstarke Formen und Farben einzusetzen. Ausgehend von druckgraphischen Werken der Ausstellung erarbeiteten sich unsere Schülerinnen und Schüler die visuellen Merkmale wie z.B. Vereinfachung der Formen und Asymmetrien, um in den museumseigenen Atelierräumen auf postkartengroßen Linolplatten mit dementsprechenden Schnitzwerkzeugen z.B. expressive Porträts oder Figuren darzustellen und natürlich auch zu drucken. Nach 6 Stunden kamen wir erschöpft, aber mit vielen Eindrücken erfüllt, wieder am RBG an.

Die fertigen Druckergebnisse werden nach ihrer Trocknung abgeholt und zusammen mit den dort entstandenen Zeichnungen in die individuell geführten „Kunstbücher“ der Schülerinnen und Schüler eingepflegt.

Birgit Artmann