Die Erziehung ist die mächtigste Waffe, die man benutzen kann, um die Welt zu ändern.
Nelson Mandela, Politiker gegen die ApartheidJunge Menschen haben ein Recht darauf, über erzieherische Prozesse und die beeinflussenden Faktoren von erzieherischen Prozessen umfassend aufgeklärt zu werden und auf dieser Basis differenziert, kritisch und selbstkritisch die Aufgaben von Erziehung in der Gesellschaft reflektieren zu lernen.
Christoph Stork, Pädagogische Bildung im 21 Jahrhundert. Warum Unterricht im Fach Pädagogik unverzichtbar ist
Was ist Pädagogik eigentlich?
Pädagogik (auch Erziehungswissenschaften genannt) kann als die Lehre, Theorie und die Wissenschaft von der Erziehung und Bildung von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen in den verschiedensten pädagogischen Bereichen wie Familie, Schule, Freizeit und Beruf verstanden werden. Damit ist Pädagogik ein Fach des gesellschaftlichen Aufgabenfeldes für die gymnasiale Oberstufe (EF, Q1 und Q2) und leistet mit den anderen Fächern dieses Aufgabenfeldes „einen gemeinsamen Beitrag zur Entwicklung von Kompetenzen, die das Verstehen der Wirklichkeit sowie gesellschaftlich wirksamer Strukturen und Prozesse ermöglichen und die Mitwirkung in demokratisch verfassten Gemeinwesen unterstützen sollen.“ (Kernlehrplan Erziehungswissenschaften NRW, S. 11).
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1. Ziele des Faches
„Auf Erziehung und Bildung ist jedes Individuum und jede Gesellschaft angewiesen, daher werden diesen Prozessen Schlüsselfunktionen für die gesellschaftliche Entwicklung einschließlich der Bewältigung von Problemlagen zugewiesen. In demokratischen Gesellschaften zielen Erziehung und Bildung auf die Fähigkeit des Einzelnen ab, auf der Grundlage von Mündigkeit sein Leben zu gestalten und an sozialen sowie kulturellen Prozessen aktiv zu partizipieren.“ (Kernlehrplan Erziehungswissenschaft NRW, S. 11f.)
„Zentrale Aufgaben des Unterrichts im Fach Erziehungswissenschaft sind der Aufbau und die Förderung einer reflektierten pädagogischen Kompetenz. Gegenstand des Fachunterrichts sind Erziehungs- und Bildungsprozesse im engeren und weiteren Sinne. Diese werden im Fachunterricht in die pädagogische Perspektive gerückt und aus dieser betrachtet.“ (Kernlehrplan Erziehungswissenschaft NRW, S. 11)
Durch den Erwerb von pädagogischem Orientierungswissen lernen die Schülerinnen und Schüler „pädagogische Handlungsfelder, Handlungsbedingungen und Möglichkeiten pädagogischen Handelns“ kennen und entwickeln „ein Bewusstsein für Konsequenzen und Dilemmata pädagogischen Handelns“ (Kernlehrplan Erziehungswissenschaft NRW, S. 12f.). Dadurch bietet der Pädagogikunterricht die Möglichkeit, „Bereitschaft zu verantwortlichem pädagogischen Handeln vorzubereiten und die Urteils- und Entscheidungsfähigkeit zu stärken“. (Kernlehrplan Erziehungswissenschaft NRW, S. 13)
Pädagogik als Unterrichtsfach bietet zudem eine Besonderheit, die sich nicht oft ergibt: Es steht zwischen Theorie und Praxis; in letztere sind die Schülerinnen und Schüler selbst noch involviert. Das macht das Fach besonders attraktiv: Die Schülerinnen und Schüler werden mit Erziehungswirklichkeit konfrontiert, lernen diese nach wissenschaftlichen Maßstäben zu beurteilen und werden auf diese Art pädagogisch handlungsfähig. Die Themen des Faches sind somit sehr nah an der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler, ohne eine wissenschaftliche Fundierung zu vernachlässigen.
2. Pädagogik am RBG
Pädagogik – „das Bildungsfach“ (VdP) – ist ein Fach des gesellschaftwissenschaftlichen Aufgabenfeldes, das am RBG in der Oberstufe, d.h. ab der Einführungsphase (EF) von den Schülerinnen und Schülern belegt werden kann. Ebenso kann Pädagogik ab der Qualifikationsphase 1 (Q1) als Grund- oder Leistungskurs gewählt und damit als Abiturfach belegt werden. Somit ist eine zuverlässige Planung der Schullaufbahn gesichert, gerade auch bzgl. einer Vorbereitung auf erziehungs- oder sozialwissenschaftliche Studiengänge oder einen sozialpädagogischen Beruf.
In der EF wird Pädagogik dreistündig unterrichtet und beschäftigt sich mit den grundlegenden Themen „Bildungs- und Erziehungsprozesse“ und „Lernen und Entwicklung“. Die Schülerinnen und Schüler werden „mit zentralen pädagogischen Fragestellungen konfrontiert, um inhaltlich wie methodisch ein tragfähiges, differenziertes und anspruchsvolles Fundament für den weiteren Unterricht im Fach Erziehungswissenschaft zu schaffen.“ (Kernlehrplan Erziehungswissenschaften NRW, S. 13) Das Fach kann schriftlich belegt werden (auch nur in einem Halbjahr), wobei für die spätere Wahl als Grund- oder Leistungskurs in der Qualifikationsphase eine schriftliche Belegung in beiden Halbjahren angeraten wird. Pro Halbjahr wird in der EF jeweils eine Klausur geschrieben, die durch Hinführungen, vorherige Übungen und Klausurschreibpläne angeleitet werden sollen.
Ab der Q1 kann Pädagogik als Grund- oder Leistungskurs belegt werden, wobei im Grundkurs je nach weiterer Fächerbelegung auch eine Belegung als mündliches Fach ohne Abituranbindung möglich ist. Zudem kann im Grundkurs Pädagogik zwischen mündlicher und schriftlicher Abiturbelegung gewählt werden. Pro Halbjahr werden in der Q1 bzw. Q2 zwei Klausuren geschrieben, wobei eine Klausur im 2. Halbjahr durch eine Facharbeit (nach Zuteilung zum Fach) ersetzt werden kann.
„Grundkurse zielen auf den Erwerb einer reflektierten pädagogischen Kompetenz und liefern einen erziehungswissenschaftlichen Beitrag zur Allgemeinbildung, indem sie sowohl pädagogische Praxisfelder als auch erziehungswissenschaftliche Theoriezusammenhänge umfassen. Leistungskurse zielen auf den Erwerb einer auf höherem Niveau reflektierten pädagogischen Kompetenz“ (Kernlehrplan Erziehungswissenschaft NRW, S. 13), jedoch sind die Inhaltsfelder der gesamten Qualifikationsphase für beide Kursformen identisch. Der Unterschied zwischen Grund- und Leistungskurs liegt beispielsweise in der unterschiedlichen Anzahl der von den Schülerinnen und Schüler zu erreichenden Kompetenzen bzw. in der unterschiedlichen Anzahl der Herstellung von Bezügen zu anderen Wissenschaften.
3. Inhalte des Faches
Notwendigkeit von Erziehung? Wie entwickelt sich kindliches Denken? Einfluss der „Neuen Medien“ auf die Identitätsentwicklung? Welche Erziehungsstile gibt es? Wie hängen Lernen, Erziehung und Entwicklung zusammen? Welche pädagogischen Berufe gibt es? Welche Probleme in der Entwicklung und welche Hilfen gibt es? – Diese und zahlreiche weitere Fragen werden innerhalb des Pädagogikunterrichts vor dem Hintergrund verschiedener Theorieansätze beleuchtet und kritisch diskutiert. Dadurch besteht die Möglichkeit, sich bereits auf ein breites erzieherisches Berufsfeld einzustellen sowie ansatzweise vorzubereiten (wie z.B. Kinder- und Jugendhilfe, Lehramt, Medienpädagogik, Erlebnispädagogik usw.). Durch die Arbeit an den fachlichen Themen will das Fach Pädagogik die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, selbstständig die gesellschaftliche Bedeutung von Erziehung, Entwicklung, Lernen, Bildung und Sozialisation zu erkennen, eigene Überlegungen und Meinungen zu aktuellen und grundsätzlichen pädagogischen Fragestellungen zu entwickeln sowie diese mit wissenschaftlichen Aussagen bzw. Theorien zu vergleichen, zu untermauern bzw. zu revidieren, Anregungen zu erhalten, sich in aktuellen Diskussionen zu positionieren (z.B. bildungspolitisch bzgl. der Gestaltung der Vorschuleinrichtungen usw.) sowie pädagogische Kompetenzen zu entwickeln, die auch in zukünftigen Lebenssituationen in Familie, Beruf und Gesellschaft handlungsfähig machen.
Um die verschiedenen pädagogischen Themen angemessen bearbeiten zu können, ist die Pädagogik oftmals auf die Erkenntnisse anderer Wissenschaften und ihrer speziellen Theorien angewiesen. Ganz wichtig ist die Psychologie: Lernpsychologie, Entwicklungspsychologie (z.B. Freud, Erikson, Piaget). Die Soziologie ist bedeutsam bei Fragen wie: Was ist Sozialisation? Wie lernen Kinder den Umgang mit verschiedenen „Rollen“? Welche Bedeutung haben hierfür Erziehungsinstitutionen wie Kindergarten und Schule? Darüber hinaus werden auch Aspekte der Geschichte thematisiert, z.B. Erziehung im Nationalsozialismus, Schulentwicklung von 1945 bis 1989, Entwicklung und Veränderung von Erziehungsvorstellungen und Erziehungsstilen usw. Zusätzlich werden bei vielen Themen auch politische Fragen erörtert, u.a. die Frage nach der Schulpflicht, den Einfluss der Politik auf die Pädagogik (PISA-Studie, Erziehung im Nationalsozialismus usw.). Diese Bezugswissenschaften werden immer eingebettet in erzieherische/ pädagogische Fragestellungen.
Das schulinterne Curriculum für das Fach Pädagogik am RBG ist hier einzusehen. Dieses Curriculum orientiert sich an den Vorgaben für das Fach vom Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes NRW, zusammengefasst in dem aktuellen Kernlehrplan, der online jederzeit verfügbar ist. Darüber hinaus können alle Angaben zu den Vorgaben zum Zentralabitur hier eingesehen werden. Alle drei Vorgabenformate sind für den Unterricht bzw. die Abiturvorbereitung maßgeblich.
4. Leistungsbewertung
Da das Fach Pädagogik sowohl schriftlich als auch mündlich belegt werden kann, gelten z.T. unterschiedliche Schwerpunkte bei der Leistungsbewertung. Der pädagogische Unterricht lebt von der kompetenzorientierten Auseinandersetzung und Diskussion pädagogischer sowie gesellschaftlicher Phänomene und Probleme. Aus diesem Grund ist ein wichtiges Kriterium für die Notenfindung die mündliche Beteiligung im Unterricht. Vor allem aber bei der Belegung von Pädagogik als mündliches Fach ergibt sich die Leistungsbewertung ausschließlich aus der mündlichen Mitarbeit im laufenden Unterricht und sonstigen – auch schriftlichen – Leistungen. Die Grundlagen für die jeweiligen Leistungsbewertungen für die Sekundarstufe II sind hier einsehbar.
Leistungsbewertung Pädagogik Anteile
Leistungskonzept Pädagogik (ausführliche Fassung)
5. Falsche Erwartungen an und gute Gründe für das Fach
Für die Wahl des Faches sollte man Freude an Austausch und Diskussion haben, da der Unterricht bei den eigenen Erfahrungen ansetzt, diese kritisch befragt, um sie dann durch wissenschaftliche Erkenntnis zu ergänzen, zu verändern und zu erweitern. Eine erste Orientierung geben hier die bisherigen gesellschaftswissenschaftlichen Fächer aus der Mittelstufe. Bei der Wahlentscheidung für das Fach Pädagogik sollte auch die bisherige Deutschnote berücksichtigt werden, da die Arbeit mit Texten (wissenschaftliche Texte, Berichte, Fallbeispiele usw.) ein zentrales Element des Unterrichts ist.
Sinnvoll ist es auch, mit älteren Schülerinnen und Schülern, die das Fach belegt haben, zu sprechen und sie nach ihren Erfahrungen zu fragen.
Falsche Erwartungen an das Fach Pädagogik | Gute Gründe für die Wahl des Faches Pädagogik |
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Pädagogik ist kein „Laberfach“! – Wer dies immer noch denkt, der sollte einmal versuchen den symbolischen Interaktionismus nach Mead bzw. Krappmann darzustellen, diesen auf die Bedeutung für erzieherisches Verhalten zu untersuchen und kritische Fragen an diesen theoretischen Ansatz stellen | Vorbereitung auf ein Studium (Wissenschaftsorientierung; Abitur) oder einen sozialpädagogischen Beruf |
Nicht der leichteste Weg zum Abitur! – Allein die verschiedenen Theorien, die behandelt werden und miteinander verknüpft sind (ungefähr 15 in Q1 und Q2), macht ein einfaches Auswendiglernen recht schwierig. | hoher Lebensweltbezug, Verstehen und Reflektieren eigener sowie fremder Entwicklung und Verhaltensweisen |
Pädagogik ist nicht nur etwas für Mädchen! – Auch die männliche Perspektive auf die oben genannten Felder ist bedeutsam, und dies nicht allein aufgrund der Tatsache, dass die Jungen die zukünftigen Väter sind (man denke allein an die Berufe, in denen zunehmend mehr soziale Fähigkeiten und Menschenkenntnis gefragt sind). | Erwerb vielfältiger Kenntnisse für das tägliche Leben und das menschliche Miteinander |
Es wird nicht nur über kleine Kinder gesprochen – Klärung verschiedenster Aspekte der Erziehung, Entwicklung, Bildung, Sozialisation, Enkulturation, Anthropologie usw. auf wissenschaftlicher Basis (z.B. jugendliche Entwicklung und Delinquenz, das Schulsystem der BRD von 1949-1989). | Beitrag zur Bildung und Identitätsfindung → Autonomie |
6. Weitere Fragen?
Wenn es noch Informationsbedarf geben sollte, weitere Fragen oder Anregungen bestehen, dann hat die Fachschaft Pädagogik stets ein offenes Ohr dafür.
Wir – die Fachschaft Pädagogik – freuen uns, wenn sich weiterhin
viele Schülerinnen und Schüler für das Fach Pädagogik entscheiden!