Was dürfen wir mit Tieren tun?

Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 des Rudolph-Brandes-Gymnasiums diskutieren den Umgang mit Tieren

Tiere fühlen: Angst, Schmerz, Einsamkeit, Freude… Sie wollen leben und frei sein, haben die gleichen Grundbedürfnisse wie wir Menschen. Rechtfertigen die Unterschiede zwischen ihnen und uns, dass wir ihnen für unsere Zwecke Leiden zufügen, sie töten? Rechtfertigt ein guter Zweck Gewalt gegen jemanden, der uns nicht angreift? Was ist überhaupt ein guter Zweck? Ist es besser ein Tier zu töten, welches ein glückliches Leben hat, als eines, das ein schlechtes Leben hat? Solchen Fragen sind die Schülerinnen und Schüler im Fach Praktische Philosophie nachgegangen.

Die Schülerinnen und Schüler informierten sich, überlegten, diskutierten miteinander. Sie setzten sich mit den Argumenten von Wissenschaftlern auseinander, die davon überzeugt sind, mit Tierversuchen Menschen helfen zu können. Doch gibt es auch Studien, die aufzeigen, dass von 100 im Tierversuch geprüften Medikamenten bei den Tests an Menschen 95% durchfallen, dass bis zu 80% der Mäuse im Labor Hirnschäden haben, noch bevor die Versuche anfangen. Es ging auch um tierfreie Methoden, wie z.B. menschliche Zell- und Organsysteme.

„Die Schülerinnen und Schüler waren sehr interessiert an Fakten und Fragen zu Tierversuchen und zur Tierethik und diskutierten ernsthaft und engagiert“, berichtet Philosophielehrerin Annkathrin Jantke. „Die Sicht auf Tiere und wie diese behandelt werden, ist zentral für unsere Gesellschaft. Tiere gehören zur Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern, und deshalb auch in die Bildung. Ich halte es für unglaublich wichtig, verschiedene Meinungen zum Umgang mit Tieren kennenzulernen, Behauptungen zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen, um sich eine eigene Meinung bilden zu können.“

Zum Abschluss der Unterrichtsreihe kam die Tierärztin und Pädagogin Astrid Reinke zu Besuch. Sie ist Vorsitzende von Achtung für Tiere e.V. Der Verein betreibt in Varensell bei Gütersloh einen Lebenshof. Frau Reinke lieferte weitere Informationen über die Bedürfnisse von Tieren und deren Situation in Laboren. Auch die Lebensbedingungen von Kühen, Schweinen, Hühnern und Schafen wurde besprochen. Die Tierärztin führte 12 Jahre eine eigene Praxis. „Das Leid von Tieren in Privathand ist ebenfalls oft groß. Ich sehe mich als „Anwältin der Tiere“. Diese sind wehrlos, können nicht selbst das Wort ergreifen. Das müssen wir Menschen für sie tun.“

Astrid Reinke findet: „Wenn wir eine Welt wollen, in der Mitgefühl, Verstand und Gerechtigkeit über Gewalt und das Recht des Stärkeren siegen, sollten wir berücksichtigen, dass Tiere nicht in die Kategorie der Messinstrumente oder Nutzgegenstände gehören. Schülerinnen und Schüler müssen sich mit diesem Gedanken auseinandersetzen können. Sie sollten alt hergebrachte Gewohnheiten, die für andere Leiden bedeuten, nicht unbewusst übernehmen, sondern selber denken. Um später Mitverantwortung für den Umgang mit Tieren in unserer Gesellschaft tragen zu können, brauchen sie Wissen, Raum zum Nachdenken in geschützter Umgebung und Handlungsmöglichkeiten. Bei den Schülerinnen und Schülern des RBG habe ich ganz viel echtes Interesse und ernsthafte Auseinandersetzung erlebt. Ich bin mit Hoffnung für die Tiere nach Hause gefahren.“

Ein herzliches Dankeschön geht an den Förderverein, der die Kosten für den Besuch von Frau Reinke übernommen hat.